Das große Problem mit Plastik - Teil 2 - Plastik ist schädlich für unsere Gesundheit

In unserer Artikelserie stellt dir unsere Autorin Kristin in drei Teilen das große Problem mit dem Plastik vor.
- Teil 1: Plastik, Fluch und Segen
- Teil 2: Plastik und Gesundheit
- Teil 3: Plastik in unseren Meeren
Gefahren für die gesundheit durch plastik
Nicht nur über die Umwelt, auch auf direktem Wege kommt Plastik uns gefährlich nahe. Sicher fragst du dich: Wie gefährlich ist Plastik eigentlich? Und wo treffen wir in unserem Alltag auf seine Gefahren? Werfen wir einen Blick auf das, was die Wissenschaft dazu sagt.
Auch hier stützen wir uns wieder auf den Plastikatlas 2019:
The Circle of Plastik- lebensbedrohlich
Über den gesamten Lebenszyklus von Plastik sind wir toxischen Chemikalien und Mikroplastik ausgesetzt. Schadstoffe dringen auf unterschiedlichen Wegen in den Körper ein. (S.17) Entweder über direkten Kontakt (etwa durch Einatmung, orale Aufnahme oder Hautkontakt), oder über Mikroplastik aus der Umwelt. Dabei kann man schon die ersten Schritte von der Produktion und Herstellung nicht übersehen, da viele Menschen (30% der Arbeiter sind Frauen!) in der Kunsstoffindustrie arbeiten.
Bei der Rohstoffgewinnung/Förderung und Transport
Während der Förderung von Erdöl, insbesondere im umstrittenen Fracking-Verfahren, gelangen giftige Substanzen in Luft und Wasser. Mehr als 170 Fracking-Schadstoffe stehen im Verdacht, Krebs zu erzeugen, Fortpflanzungs- und Entwicklungsstörungen zu verursachen oder das Immunsystem zu schädigen (S.17). Schadstoffe dieser Art sorgen unter anderem für ein erhöhtes Risiko für komplizierte Schwangerschaften und Frühgeburten bei Müttern in der Nähe von Fracking- Baustellen! (S.17)
Bei der Raffinierung & Herstellung
Zahlreiche Zusatzstoffe, die für die Herstellung von Plastik addiert werden, sorgen für die gewünschten Eigenschaften des Materials (S.17). Oft sind es z.B. Weichmacher, die im Umgang mit Plastik häufig erwähnten Phtalate oder Biosphenol A ( kurz BPA, was nicht so bio ist, wie es klingt) aber auch giftige Brom, Fluorverkleidungen. Sie gelangen über direkten Kontakt in den Körper und sind giftig für Mensch, Tier und Umwelt!
Beim Konsum durch den Verbraucher
Sowohl in Form von Mikroplastik, als auch in chemischer Form. Die Schadstoffe sind hier zum Beispiel Schwermetalle, persistente organische Stoffe*, Karzinogene (Krebs begünstigende Stoffe) oder hormonell wirksame Substanzen. Die gesundheitlichen Folgen sind breitgefächert, können aber langfristig und gravierend sein: sie reichen von einer Beeinträchtigung von Nieren-, Nerven-, Kreislauf- und Reproduktionssystem (Geschlechtsorgane), über eine Schädigung des Magen-Darm-Traktes und der Atemwege bis zu erhöhtem Krebsrisiko, Diabetes und Entwicklungsstörungen.
Last but absolut nicht least - Abfallentsorgung
Leider wird Plastikabfall selten korrekt entsorgt. Das liegt aber nicht nur am Verbraucher. Schadstoffe erreichen uns so direktem Kontakt über die Umwelt, die darunter natürlich ebenso leidet.
Süßwasser und Meere
Auch in Binnengewässern reichert sich Mikroplastik aus unseren Abflüssen an. Es stammt aus Waschmitteln voller Tensiden, Textilien und Duschgels oder anderen Körperpflegeprodukten. Die Folge: Wir essen Fisch, der über in der Nahrungskette mit Mikroplastik und anderen Schadstoffen angereichert ist, von Plastikteilen freigesetzt. Dieses Mikroplastik kann sich auch im Grund- und Trinkwasser anreichern!
Agrarland
Einer der größten Abnehmer von Kunststoffen ist die Lebensmittelindustrie. Ihre Produkte sollen schön verpackt sein und jedes Bedürfnis befriedigen. Der Preis dafür: „Plastik landet auch auf Äckern und damit in der Nahrungskette“(S. 20).

Laut dem Plastikatlas ist die VERSCHMUTZUNG VON BÖDEN UND BINNENGEWÄSSERN ist je nach Umgebung zwischen vier- und 23-mal so hoch wie im Meer. (S.20)
Luft
In Deutschland wird mehr als die Hälfte der Plastikprodukte verbrannt. Das bedeutet aber nicht, dass sie danach verschwinden: Je nach Art der Verbrennung entstehen zahlreiche Giftstoffe, die von der Umwelt kaum abgebaut werden. (Plastikatlas S. 17) Die Universität Bonn stellte Studien auf, die belegen, dass 90% aller Menschen Plastiksubstanzen im Blut aufweisen. Wir atmen Plastik also auch ein! Auch Die über die Luft aufgenommen Schadstoffe sind Mikroplastik (z.B. durch Reifenabrieb, Textilfasern) und toxische Zusätze (Additive). Darunter sind persistente organische Stoffe, hormonaktive Substanzen, Karzinogene und Schwermetalle.

Abfallwirtschaft München: Wissenwertes über Plastik und Plastikvermeidung
In dieser Broschüre werden die Themen Plastik und Plastikvermeidung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet:
- Wie viel Plastik wird produziert und weggeworfen?
- Warum kann nicht einfach alles recycelt werden?
- Welche Herausforderungen sehen Expertern?
- Was macht der AWM?
- Was kann jeder Einzelne tun?
Plastik ist fast überall

Produkte wie Plastikspielzeug und Kleidung verursachen durch ihren häufig hohen Kunststoffgehalt eines der drängendsten Gesundheitsprobleme: Weil die Zusatzstoffe im Plastik (besonders häufig BPA oder auch Bisphenol A) nicht fest gebunden sind, entweichen sie mit der Zeit und reichern sich in Innenraumluft und Hausstaub an. So gelangen sie über die Atmung, oder im Falle der Kleidung durch Abreibung, in unseren Körper.
Verwendest du Produkte wie Tupperware, die beliebten PET- Flaschen oder auch Silikon- Küchenutensilien können Schadstoffe an Lebensmittel abgegeben werden. Die WHO warnt: Bei fettigem Inhalt oder durch Hitze lösen sich auch Schadstoffe aus der Lebensmittelverpackung und gelangen so zum Teil in deine Nahrung.
Besonders besorgniserregend ist dabei die Gruppe der hormonell wirksamen Substanzen, zu denen auch viele Weichmacher (vor allem Phtalate) gehören. Diese Stoffe ähneln den körpereigenen Hormonen und bringen das feine, sensible Hormonsystem des Körpers aus dem Gleichgewicht. (S. 16) Kinder sind zum Teil sehr stark mit Weichmachern belastet, die sich schädlich auf ihre Fortpflanzungsfähigkeit auswirken können und sogar zu Veränderung der Geschlechtsorgane führen!
Laut mehrerer Studien wird eine Vielzahl von schweren Erkrankungen und Störungen mit hormonell wirksamen Substanzen in Verbindung gebracht! Dazu gehören Brustkrebs, Fehl- und Frühgeburten bei der Frau, Prostatakrebs bei Männern, Unfruchtbarkeit (durch verringerte Qualität der Spermien) (S. 16) Man spricht von Verweiblichung, Schilddrüsenerkrankungen, einer verfrühten Pubertät, Fettleibigkeit, Allergien (wie zum Beispiel Asthma) und Diabetes Typ 2. Sogar Herzerkrankungen, Lebensmittelunverträglichkeiten und Hyperaktivität oder andere neulogische Erkrankungen werden auf diese hormonähnlich wirksamen Substanzen zurückgeführt.
Warum nicht mal der Müll gendergerecht ist: Kunststoffe stellen besonders für Frauen eine große Gefahr dar
Weltweit sind schätzungsweise 30 Prozent der Beschäftigten in der Kunststoffindustrie Frauen, die ohne entsprechende Gesundheitsmaßnahmen und Arbeitsschutz arbeiten. (S.18) Und das stellt ein erhöhtes gesundheitliches Risiko für sie dar. Besonders sensibel auf die Giftstoffe reagiert nämlich der weibliche Körper: da Frauen mit mehr Körperfett ausgestattet sind, reichern sich in ihrem Gewebe mehr chemikalische Giftstoffe aus Kunststoff an. Besonders gefährdet ist ihr Körper dabei in Lebensphasen wie Pubertät, Stillzeit, Menopause und Schwangerschaft. Auch tradierte Geschlechterrollen wiegen schwer: belastete Körperpflegeprodukte wie Duschgels, Peelings und Shampoos aber auch Reinigungsmittel in der Hausarbeit werden häufiger von Frauen verwendet. In ihnen steckt (laut dem Fraunhofer Institut bis zu 90%) Mikroplastik, das die Peelings rauer und das Duschgel schaumiger machen soll, oder aber giftige Tenside. Mikroplastik dringt über unsere Haut in den Körper ein, wo es sich über den Blutkreislauf im Körper verteilt.
Leider ist es bei Pflegeprodukten oft nur schwer möglich, belastete Produkte zu erkennen. Anders als bei Körperpflegeprodukten müssen Hersteller von Spielzeug, Möbeln oder Textilien die Chemikalien nicht kennzeichnen. Du weißt also nicht, aus was dein Produkt genau besteht! (S. 16 -18)
Fazit des Plastikatlas: Auch wer versucht, Plastik im eigenen Leben zu vermeiden, bleibt Gefahren ausgesetzt. Der Körper hat keine Möglichkeit, sich dagegen zu schützen. Wenn du dich genauer über Mikroplastik informieren willst, schau unbedingt mal hier vorbei.

Kristin
Quellen:
https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/plastikatlas-2019/
Das große Problem mit Plastik – Teil 3: Plastik im Meer
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Das große Problem mit Plastik – Teil 1: Plastik, Fluch und Segen
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