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Stoffwindeln auf Leine

Zero Waste Baby

So kann Zero Waste mit Baby gelingen

Ihr habt ein Kind bekommen oder seid gerade schwanger? Wie schön, herzlichen Glückwunsch! Euch steht nun eine besonders aufregende Zeit bevor. Komplett neue Themen werden in Zukunft euren Alltag prägen. Außerdem wird es einige Neu-Anschaffungen in eurem Haushalt geben, angefangen bei Babykleidung über Drogerieprodukte bis hin zu Babynahrung und Spielsachen.

Puh, ganz schön viele Ressourcen, die dafür benötigt werden! Und die rasend schnell auch wieder zu „Müll“ werden – denn abgesehen vom klassischen Wegwerfprodukt „Windel“, können beispielsweise auch Klamotten nur kurz getragen werden bis der oder die Kleine schwupsdiwups schon wieder herausgewachsen ist. Doch wie kann es trotz all der notwendigen Anschaffungen gelingen Ressourcen zu schonen und Müll zu reduzieren?

Wir stellen euch ein paar Ideen vor, wie ihr möglichst unkompliziert und mit wenig Aufwand nicht nur eurem Baby, sondern auch der Umwelt etwas Gutes tun könnt!

Idee 1: Alternativen zu Wegwerfwindeln ausprobieren

95 Prozent aller Kinder werden in Deutschland mit konventionellen Wegwerfwindeln gewickelt, die sage und schreibe ca. 10 Prozent des Restmülls ausmachen. (Quelle: „Das plastikfreie Baby“) Da Wegwerfwindeln zu großen Teilen aus Kunststoff bestehen, welcher nicht biologisch abbaubar ist, müssen sie nach der Nutzung verbrannt werden, was Schadstoffe freisetzt und Ressourcen verschwendet. Und auch die Herstellung ist nicht nachhaltig, da Kunststoff aus Erdöl gewonnen wird und Bäume für den Zellstoff abgeholzt werden. So entstehen pro Kind und Wickelzeit rund 500 kg CO2-Äquivalent in der Herstellung, dem Transport, dem Vertrieb, der Benutzung und der Entsorgung. (Quelle: „Das plastikfreie Baby“)

Stoffwindeln auf Leine

Eine deutlich ökologischere Alternative stellen Stoffwindeln oder Abhalte-Töpfchen dar. Stoffwindeln können neben einer Neu-Anschaffung häufig auch second hand ergattert und auch wieder weiterverkauft werden. Außerdem gibt es in vielen Regionen mittlerweile auch die Möglichkeit Stoffwindeln zu mieten – so könnt ihr erst einmal ganz unverbindlich testen, ob das zu euch und eurem Baby passt und mit welchem System (all-in-one, all-in-two, all-in-three) ihr am besten zurechtkommt.

Eine andere Option, die ganz windelfrei funktioniert, sind Abhalte-Töpfchen, wie zum Beispiel die des Münchner Start-ups Easypisi. Bei der Herangehensweise des Abhaltens wird versucht die entsprechenden Signale des Babys (z. B. Grimassen, Zittern oder Unruhe) zu erkennen und sie bei Bedarf auf die Toilette zu bringen, statt Windeln zu verwenden. Diese Methode erfordert zwar mehr Aufmerksamkeit und Zeit, kann aber zu einer erheblichen Verringerung des Abfallaufkommens führen und auch für euer Baby angenehmer sein, denn eine nasse Windel steigert nicht gerade das Wohlfühl-Empfinden.

Idee 2: Baby-Kleidung second hand kaufen und verkaufen

Klar, darauf seid ihr sicher selbst schon gekommen! Kleidung second hand zu kaufen ist mittlerweile en vogue und schont doppelt Ressourcen, denn es entsteht auf der einen Seite kein Müll und auf der anderen Seite wird die Entnahme neuer Rohstoffe vermieden. Ein weiterer Vorteil – insbesondere bei Kinderkleidung – ist, dass second hand Textilien bereits einige Male gewaschen sind und somit größtenteils frei von schädlichen Chemikalien, die sich häufig in Neuwaren befinden. Es spricht somit eigentlich alles dafür Babykleidung gebraucht zu kaufen, und dennoch sieht die Realität anders aus. Doch woran liegt das?

Laut Tildi, einem online-shop für second hand Babyartikel, ist dies insbesondere auf das schlechte Kauferlebnis zurückzuführen. Viele Eltern empfinden es als zeitaufwendig, kleinteilig und frustrierend in der Recherche und Beschaffung. Es gibt zwar einige Händler mit tollen second hand Produkten, die Produktvielfalt ist allerdings häufig überschaubar und sich alles über Kleinanzeigen oder ähnliche Portale zusammen zu suchen, gestaltet sich doch als recht aufwendig. So kommt es, dass 88 Prozent der Eltern zwar gerne mehr second hand kaufen würden, dies aber nicht mit ihrem aktuellen Lebensalltag vereinbar ist. (Quelle: Presse-Mitteilung Tildi) Denn es benötigt einfach immer noch zu viel Zeit, um gute, gebrauchte Alternativen zu finden – und Zeit, die haben frischgebackenen Eltern eher selten.

Screenshot der Tildi Webseite.

Hier setzt das Münchner Start-Up Tildi an, mit dem Ziel pre-owned Produkte für Kinder leicht zugänglich zu machen. Schnell und einfach soll das Shopping über den Tildi-Marketplace gehen, genauso wie beim Neukauf. Auf www.tildi.shop bieten gewerbliche Anbieter second-hand, upcycling und refurbished Produkte für Kinder an, vom Babybody bis zum Kindersitz kann hier alles auf einer Plattform gekauft werden.

Idee 3: Holt euch noch mehr Tipps, z. B. zu nachhaltigen Alternativen im Hinblick auf Spielzeug, Schnuller oder Fläschchen in der Infobroschüre „Das plastikfreie Baby“

Im Juni erschien die Infobroschüre „Das plastikfreie Baby“, mit welcher werdende und junge Eltern dabei unterstützt werden sollen ihre Kinder möglichst plastikfrei aufwachsen zu lassen. Autorin ist Dorit Zimmermann, Initiatorin der „Plastikpaten“, einer ehrenamtlichen Initiative zur Vermeidung von Plastikmüll in der Umwelt. Die 36-seitige Broschüre greift unterschiedliche Themen auf, es werden Alternativen zu Wegwerf-Windeln, Schnullern und Saugern, Zahnungshilfen, Fläschchen und Geschirr, Spielzeug, sowie Babykleidung vorgestellt, welche sowohl die Gesundheit der Kinder als auch Umwelt und Klima weniger belasten.

Es finden sich allgemeine Informationen, als auch konkrete Tipps, wie beispielsweise der Stoffwindelservice „Windelei“, der München und angrenzende Gemeinden mit wiederverwendbaren Windeln mit Einlagen aus Bio-Baumwolle und Hanf beliefert und auch benutzte Windeln wieder an der Haustüre abholt. Außerdem findet ihr viele Links, über die ihr euch noch tiefgehender mit einzelnen Themen beschäftigen könnt.

Falls ihr Lust bekommen habt in die Broschüre reinzuschauen, könnt ihr sie entweder über die Website der Plastikpaten (www.plastikpaten.de) herunterladen, oder gleich direkt hier über den QR-Code im Bild.

Zum Schluss wollen wir allen Eltern aber noch eine wichtige Sache mitgeben: Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn ihr kein Zero Waste Familienleben lebt! Gerade zu Beginn ist alles wahnsinnig viel und kann durchaus herausfordernd sein. Wenn ihr es also gerade nicht schafft euch damit auseinanderzusetzen, kein Drama – solltet ihr aber doch die ein oder andere Kleinigkeit ausprobieren wollen, super! Schaut einfach was zu euch und eurem Baby passt, denn jedes Kind, jede Familie ist individuell – und überhaupt: nobody’s perfect!

Picture of Veronika Roith

Veronika Roith